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Psychophysiologische Reaktionen unterpsychosomatischen TherapiebedingungenCotta, Livia 19 December 1998 (has links)
Mit der vorliegenden Arbeit sollte die Anwendbarkeit mobiler psychophysiologischer Meßmethoden unter psychosomatischen Therapiebedingungen erprobt werden. Bei Patienten einer psychosomatischen Station wurde mit Hilfe des portablen Blutdruckmeßgeräts SpaceLabs[tm] der Blutdruck gemessen. Außerdem zeichnete das Vitaport[tm]-Gerät, das ebenfalls portabel ist, verschiedene Biosignale auf. Parallel gaben die Patienten Stimmungen und Beschwerden in einen Palmtop-Computer (Psion[tm]3) ein. Sie nahmen bei laufender Messung an verschiedenen, in der Abteilung routinemäßig eingesetzten Psychotherapiesitzungen teil. Es traten methodische Probleme auf: Die Bewegungsaktivität der Patienten beeinflußte die Meßergebnisse besonders des EMGs. Atemfrequenz und Hautleitwert konnten mit der zur Verfügung stehenden Software nicht ökonomisch ausgewertet werden. Die Aufzeichnung der psychologischen Daten war problemlos, allerdings erwies sich die Erfassung von Stimmungen und Beschwerden vor und nach der Therapie als zu unsensibel auf Veränderungen. Auch auf dem bisherigen probatorischen Niveau ließen sich inhaltliche Ergebnisse darstellen: Während der tiefenpsychologisch fundierten Einzelgesprächstherapie waren die systolischen Blutdruckwerte höher als bei den anderen Therapieformen. Gleichzeitig war der Ärger signifikant niedriger. Dies weist auf eine besondere Perzeption der Einzeltherapie hin. Die Funktionelle Entspannung wies gegen Ende der Therapiephase auffällig niedrige Herzfrequenzwerte auf, was zu der theoretisch angestrebten Entspannung am Ende der Therapie passen könnte. Patienten mit psychoneurotischen Störungen hatten eine höhere Herzfrequenz in Ruhe. Dies spricht nach psychophysiologischem Verständnis für einen höheren Grad von Anspannung. Diese Patienten reagierten auf Musiktherapie mit Entspannung; für Patienten mit Somatisierungsstörungen stellte die Kunsttherapie den stärksten aversiven Reiz dar. Mit den mobilen psychophysiologischen Meßmöglichkeiten könnte in Zukunft eine Methode heranwachsen, die eine sinnvolle Erweiterung der bisher eng umgrenzten Therapieevaluationsmöglichkeiten darstellt. / The purpose of this trial was to test mobile psychophysiological measurment techniques during psychosomatical therapy. SpaceLabs[tm] measured the blood pressure of psychosomatical patients, and Vitaport[tm] recorded biological signals including electromyogram, pulse, skin-conductance, breathing-frequency and motile activity. Patients entered their moods and discomforts using a Psion[tm]3 palmtop computer. During the measurement patients took part in the routine meetings in the psychotherapy ward. There were some problems with the methodology: The motile activity of patients affected the measurement, particularly with respect to the electromyogram. Breathing frequency and skin conductance could not be evaluated economically using the existing software. Psychological parameters were easy to measure, however the before-and after-therapy-measurement was not sensitive enough to detect any changes. Although the purpose of this trial was only to explore the possibility of measurement, there were some results with respect to the content: During the individual’s psychoanalytical therapy higher blood-pressure and less anger were recorded than during all other therapies. That could have resulted from a special perception of the therapy. At the end of "Funktionelle Entspannung" (functional relaxation), pulse rates were generally low. That could be explained by the relaxation, that is the theoretical aim of this therapy. Patients with psychoneurotical diseases had higher pulse rates during repose, perhaps due to a higher level of tension. These patients tended to relax during music therapy. Patients with somatisations, tended to have strong aversions to art therapy. In conclusion, mobile psychophysiological measurement could become a effective way to evaluate therapy.
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Cognitive and Neural Mechanisms of Goal-directed Behavior and Their Contribution to Theories of Mental DisordersReuter, Benedikt 28 February 2020 (has links)
This is a habilitation thesis submitted to and accepted by the council of the faculty of life sciences at the Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin, Germany. The thesis is written in English, but some formal parts (e.g., on the title page) and acknowledgements are written in German language. / Die Research-Domain-Criteria-Initiative und andere haben vorgeschlagen, zur Konzeption psychischer Störungen dimensionale psychologische Konstrukte zu verwenden. Die vorliegende Arbeit beschreibt mehrere Experimente, in denen mit Augenbewegungsaufgaben das Konstrukt der kognitiven Kontrolle evaluiert wurde. Die Studien sollten klären, welche kognitiven und neuronalen Mechanismen zu den bei Menschen mit Schizophrenie oder Zwangsstörung erhöhten Latenzen volitionaler Sakkaden beitragen.
In drei Studien wurden Anforderungen der Antisakkadenaufgabe isoliert und funktionelle Magnetresonanztomographie angewendet. Die Ergebnisse legen nahe, dass die verlangsamte volitionale Sakkadengenerierung bei Schizophrenie durch eine dysfunktionale Aktivierung des lateralen präfrontalen Cortex und der supplementären Augenfelder vermittelt wird, was mit Defiziten in der proaktiven Handlungskontrolle verbunden sein könnte. Fünf weitere Experimente sollten Teilprozesse aufklären und haben gezeigt, dass die Defizite möglicherweise aus einer Beeinträchtigung der volitionalen Loslösung der Fixation und der motorischen Vorbereitung resultieren. Zwei weitere Studien legen nahe, dass auch die Zwangsstörung mit erhöhten Latenzen volitionaler Sakkaden assoziiert ist. Effekte experimenteller Variation haben jedoch gezeigt, dass diesen Defiziten wahrscheinlich eine Verlangsamung der Reaktionsauswahl zugrundeliegt.
Die bei beiden Patientengruppen vermutlich betroffenen Mechanismen dienen zielgerichteten Verhaltensweisen. Man kann vermuten, dass die Defizite eine Störung auf der Ebene eines allgemeinen Faktors exekutiver Funktionen widerspiegeln. Die experimentellen Ergebnisse weisen jedoch auch auf störungsspezifische Funktionsbeeinträchtigungen hin. Zukünftige Forschung muss den Zusammenhang zwischen diesen Beeinträchtigungen und Symptomen besser aufzuklären, wenn Konzepte psychischer Störungen, die auf experimentell definierten psychologischen Konstrukten basieren, am Ende erfolgreich sein sollen. / The research domain criteria initiative and others have suggested to conzeptualize mental disorders on the basis of dimensional psychological constructs. The present work describes several experiments using eye movement tasks to evaluate the construct of cognitive control. The studies aimed at uncovering cognitive and neural mechanisms involved in increased latencies of volitional saccades as found in individuals with schizophrenia or obsessive-compulsive disorder.
Three studies used functional magnetic resonance imaging and isolated different demands of the antisaccade task. The results suggest that slowed volitional saccade generation in schizophrenia is mediated by dysfunctional activation of the lateral prefrontal cortex and the supplementary eye fields, which may relate to deficits in proactive control of action. Five additional behavioral experiments aimed at specifying sub-processes and showed that the deficits might result from impairments in volitional fixation disengagement and motor preparation. Two studies in individuals with obsessive-compulsive disorder suggest that this disorder is also associated with increased latencies of volitional saccades. However, experimental variation revealed that these deficits may reflect a slowing in response selection.
The mechanisms affected in both groups are serving goal-directed behaviors and may reflect a disturbance on the level of a common executive functions factor. However, the experimental results also suggest disorder specific functional impairment. Future research will have to improve our understanding of the relationship between these impairments and symptoms if concepts based on experimentally defined psychological constructs shall be successful in the end.
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Verhandeln + behandeln = Psychologisierung menschlicher LeidenserfahrungenWill, Anne-Kathrin 15 February 2010 (has links)
In den Jahren 1992-1995 kamen ca. 35 Tausend bosnische Kriegsflüchtlinge nach Berlin und wurden vorübergehend geduldet. Nach Kriegsende 1995 sollten sie schnellstmöglich wieder zurückkehren. Traumatisierte und Ältere ohne Angehörige im Heimatland wurden weiterhin geduldet bis Bosnien-Herzegowina wieder aufgebaut ist. Doch der Wiederaufbau verlief schleppend. Mit dem Friedensvertrag von Dayton begannen nicht Frieden und Wiederaufbau, sondern die Konsolidierung der ethnischen Grenzen in demokratischen Strukturen. Deshalb sahen viele Flüchtlinge keine Möglichkeit in ihre Heimatorte zurückzukehren und versuchten ihre Rückkehr hinauszuschieben. Möglich war dies mithilfe der Attestierung einer kriegsbedingten Posttraumatischen Belastungsstörung und ihre psychotherapeutische Behandlung, die den Inhabenden und ihren Familienmitgliedern eine Aufenthaltsverlängerung ermöglichte und ab dem Jahr 2000 den Erhalt eines dauerhaften Aufenthaltstitels. Die Verbindung einer psychischen Krankheit und ihrer Psychotherapie mit einem Aufenthaltsrecht ist neu in der Geschichte des deutschen Ausländerrechts und obwohl Berliner Psychiater, Psychiaterinnen, Psychologinnen und Psychologen maßgeblich an der Schaffung der „Traumatisiertenregelung“ beteiligt waren, wurden ihre Atteste von der Berliner Verwaltung in Frage gestellt. In der Dissertation werden die Standpunkte der Flüchtlinge, Behandelnden und der Verwaltung dargelegt und ihre Interaktionen beschrieben.Die Rolle des Krankheitskonzeptes der Posttraumatischen Belastungsstörung wird als "boundary object" (Star/Griesemer 1989) untersucht. Der Schwerpunkt liegt auf den Lebenswelten und Taktiken der Flüchtlinge, sich in Berlin zurechtzufinden und Anerkennung und Verständnis für ihre Situation zu finden. Ihre Bedürfnisse wurden in einen psychotherapeutischen Bedarf übersetzt und damit den Berliner Psychotherapeutinnen und -therapeuten ein neues Betätigungs- und Professionalisierungfeld geboten, was kritisch hinterfragt wird. / From 1992 until 1995 about 35 thousand Bosnian war refugees fled to Berlin and were allowed to stay temporarily. After the end of the war in 1995 they were expected to leave as soon as possible. Traumatized persons and elderly without relatives in Bosnia had the possibility to prolong their visa until Bosnia is reconstructed. But the rebuilding process progressed only slowly. With the end of the war did not start the expected peace time and rebuilding but the consolidation of ethnic borders inside democratic structures. Therefore many refugees did not see a possibility to return to their property and tried to delay their return. This was possible with an medical statement certifying a war related posttraumatic stress disorder and their psychotherapeutic treatment. These medical statements ensured the extension of the visa for the concerned person and its family members. From 2000 onwards they could receive a permanent residence title. The connection of a mental illness and psychotherapy with residence entitlements is a novelty in the German aliens law. And despite the fact that psychiatrists and psychologists from Berlin were leading actors in the establishment of the „regularization of the traumatized“ their medical/psychological statements were impeached by the authorities. The dissertation describes the viewpoints of refugees, treating physicians and psychologists and the authorities and how they interact with each other. Additionally is the concept of posttraumatic stress disorder examined and discussed as „boundary object“ (Star/Griesemer 1989). An important aspect is the description of life worlds and tactics of the refugees to get along in Berlin, to gain respect and appreciation for their situation. Their needs were translated into a psychotherapeutic demand and this led to the invention of a new field of work and professionalization for psychotherapists in Berlin. This development is critically reflected.
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