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Der Berufseinstieg von ÄrztInnen als normatives kritisches Lebensereignis : eine Längsschnittuntersuchung / The career entry of physicians as a normative critical life event : a longitudinal studyFelber, Juliane January 2011 (has links)
Im Rahmen einer prospektiven Längsschnittuntersuchung wurde der Berufseinstieg von ÄrztInnen (N = 185) als normatives kritisches Lebensereignis untersucht. Dazu wurden sie insgesamt drei Mal im Abstand von jeweils sechs Monaten im ersten Jahr nach ihrem Studiumsabschluss befragt (T1: in den ersten zwei Wochen nach dem Staatsexamen, T2: kurzzeitig nach dem Berufseinstieg, T3: im Schnitt 9.5 Monate nach dem Berufseinstieg). Die Ergebnisse zeigten zunächst, dass unlängst examinierte Jung-ÄrztInnen, die sich vergleichsweise schlechter auf den Beruf durch das Studium vorbereitet fühlten, ihren bevorstehenden Berufseinstieg negativer bewerteten und schon vor diesem beanspruchter waren. Die Bewertung des Berufseinstiegs vermittelte dabei den Zusammenhang zwischen einer schlechten Vorbereitung und der Beanspruchung. Arbeitsspezifische Copingfunktionalität wiederum pufferte den Zusammenhang zwischen einer schlechten Vorbereitung und der Bewertung des Berufseinstiegs. Das Problem einer als schlecht empfundenen Vorbereitung verdeutlichte sich in der Längsschnittanalyse – sie sagte eine höhere Beanspruchung zum zweiten Messzeitpunkt, d.h. nach dem Berufseinstieg, vorher. In der Untersuchung der Beanspruchungsentwicklung über die drei Messzeitpunkte hinweg fanden sich nur wenige Veränderungen. Es ließ sich zwar eine deutliche Zunahme der mittleren Depressivitäts-Ausprägungen über den Berufseinstieg hinweg herausstellen (T1-T2); auf anderen Beanspruchungsindikatoren zeigte sich jedoch kein direkter Effekt des Arbeitsbeginns bzw. fand sich auch keine Adaptation der Jung-ÄrztInnen an ihre neue Situation im Sinne einer sich verringernden Beanspruchung im weiteren Verlauf (T2-T3). In der Erklärung interindividueller Unterschiede in der Beanspruchung im Untersuchungszeitraum zeigte sich, dass die sich mit dem Berufseinstieg einstellende Arbeitsbelastung zum zweiten und dritten Messzeitpunkt erwartungsgemäß positiv mit Beanspruchung assoziiert war. Die Arbeitsbelastungs-Beanspruchungs-Beziehung bestand jedoch nur im Querschnitt; in der Längsschnittanalyse fand sich kein Effekt der T2-Arbeitsbelastung auf die T3-Beanspruchung. Ausgangsunterschiede in psychischen Ressourcen wirkten einerseits direkt auf die Beanspruchung zu T2, zum Teil moderierten sie aber auch den Zusammenhang zwischen der Arbeitsbelastung und Beanspruchung: Eine höhere Resilienz und die Wahrnehmung sozialer Unterstützung sagten eine geringere Beanspruchung nach dem Berufseinstieg vorher. Jung-ÄrztInnen, die sich durch eine stärkere Arbeitsbelastung auszeichneten, aber über ein funktionaleres Bewältigungsverhalten im Arbeitskontext verfügten, waren kurzzeitig nach dem Berufseinstieg weniger beansprucht als stark arbeitsbelastete Jung-ÄrztInnen mit weniger funktionalem Coping. Verringerungen in den psychischen Ressourcen über den Berufseinstieg hinweg wirkten sich direkt, d.h. per se ungünstig auf die Beanspruchung zum dritten Messzeitpunkt aus. Zudem interagierten sie mit der zu diesem Zeitpunkt bestehenden Arbeitsbelastung in Vorhersage der Beanspruchung. Stärker arbeitsbelastete Jung-ÄrztInnen, deren Copingfunktionalität und Wahrnehmung sozialer Unterstützung vom ersten zum dritten Messzeitpunkt abgenommen hatte, waren am Ende des Untersuchungszeitraums am stärksten beansprucht. Hinsichtlich der Auswirkungen des Berufseinstiegs auf die Persönlichkeit der Jung-ÄrztInnen fanden sich ungünstige Veränderungen: Sowohl die Ausprägungen psychischer Ressourcen (Widerstandsfähigkeit, Wahrnehmung sozialer Unterstützung hinsichtlich der Arbeitstätigkeit) als auch die der Big Five-Faktoren nahmen im Mittel ab. Interindividuelle Unterschiede in den Veränderungen ließen sich auf die Beanspruchung kurzzeitig nach dem Berufseinstieg (T2) bzw. auf deren Entwicklung in den Folgemonaten (T2-T3) zurückführen: Jene Jung-ÄrztInnen, die vergleichsweise stark beansprucht auf den Berufseinstieg reagiert hatten bzw. deren Beanspruchung im weiteren Verlauf zunahm, zeigten entsprechend ungünstige Veränderungen. Die Ergebnisse zusammengefasst verdeutlicht sich folgende Problematik: Jung-ÄrztInnen, die weniger gut, d.h. persönlichkeitsbasiert geschützt den Berufseinstieg absolvieren, reagieren stärker beansprucht und sind dann auch diejenigen, deren Persönlichkeit sich in den ersten Arbeitsmonaten ungünstig verändert. Jung-ÄrztInnen mit geringen psychischen Ressourcen sind folglich nicht nur besonders vulnerabel für die Entwicklung von Beanspruchung angesichts belastender Arbeitsbedingungen, sondern ihre vergleichsweise hohe Beanspruchung bedingt eine weitere Verringerung des Schutz- und Pufferpotenzials ihrer Persönlichkeit. Es kommt zu einer ungünstigen Akzentuierung der ohnehin schon vergleichsweise ressourcenschwachen Persönlichkeit, welche die Vulnerabilität für zukünftige Beanspruchung erhöht. Aus den Ergebnissen lässt sich ein Unterstützungsbedarf junger ÄrztInnen in der sensiblen und wegweisenden Berufseinstiegsphase ableiten. Neben einer Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen stellen eine rechtzeitige Sensibilisierung junger ÄrztInnen für den Arbeitsbelastungs-Beanspruchungs-Zusammenhang, ihre regelmäßige Supervision sowie vor allem aber auch kompetenzorientiertes und ressourcenstärkendes Feedback von den Mentoren und Vorgesetzten die Grundlage dafür dar, dass die Jung-MedizinerInnen selbst gesund bleiben und sie die ärztliche Tätigkeit trotz ihres wohl stets hohen Belastungspotenzials als erfüllend und zufriedenstellend erleben. / The career entry of physicians (N = 185) as a normative critical life event was examined in a longitudinal study. They were surveyed three times within the first year after their final exams (T1: 1-2 weeks after the final exam, T2: six months later and post career entry, T3: on average 9.5 months after career entry). The results showed that young physicians who felt insufficiently prepared for work by their medical studies anticipated the career entry less positive and reported more strain at T1 already. The anticipation of the career entry mediated the relationship between poor preparation and strain. Work-related coping buffered the relationship between poor preparation and anticipation of the career entry. A poor preparation furthermore predicted higher levels of strain at T2. Analyzing the development of strain indicators over time (T1-T2-T3) and on average, little change was found. Only depression-levels increased; a decrease in strain from T2 to T3, indicating adaptation to the new circumstances, was not detected. With regard to individual differences in strain, work-related stressors were positively associated with strain at T2 and T3. However, the stressor-strain-relationship was observed only cross-sectionally but not over time (T2-T3). T1-personality resources had a direct impact on T2-strain but furthermore moderated the T2-stressor-strain-relationship: Resilience and perceived social support were associated with lower levels of strain. Young physicians with poor working conditions but functional coping strategies reported less strain than those with poor working conditions and dysfunctional coping. Decreasing resources from T1 to T3 had a direct negative impact on T3-strain but also interacted with T3-work related stressors: Young physicians with poor working conditions at T3 and a T1-T3-decline in coping functionality and perceived social support reported the highest strain levels at T3. Over the career entry period, adverse personality change was observed: On average, resilience and social support decreased. Furthermore, non-normative change was observed on all Big Five-factors. Inter-individual differences within personality change were due to strain shortly after career entry (T2) and to its further development (T2-T3): Young physicians who had reported high levels of strain shortly after career entry, as well as those with increasing strain levels throughout the following months, were at higher risk for declines in protective traits and the Big Five-factors. Summing up the results, it can be concluded that young physicians with low personality resources do not only report higher strain levels in response to their career entry, but because of their higher strain they are also at a higher risk of decreasing protective traits. This means that young physicians with low resources are more vulnerable to work-related stressors and, consequently, their high levels of strain lead to a further decrease of the buffer potential of their personality. The detrimental accentuation of their weak protective personality potential heightens the risk for future strain. The results illustrate the need for supporting young physicians in this sensitive and significant transition phase. In addition to an improvement of their working conditions, they should be made aware of the stressor-strain-relationship at an early stage. Furthermore, they should be constantly supervised and receive competence-focused and resource-consolidating feedback from their mentors and supervisors. For young physicians, these are prerequisites for sustaining their own health under stressful working conditions and for experiencing the practice of medicine as fulfilling and satisfying.
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Subjektorientierung in der MedizinGrotejohann, Birgit 23 July 2015 (has links)
Subjektorientierung in der Medizin – Anspruch oder Wirklichkeit Hintergrund: Abläufe innerhalb der Medizin sind geprägt durch administrative Anforderungen, ein persönlicher Freiraum für Ärztinnen und Ärzte scheint im klinischen Alltag klein. Beratung zu klinischen Studien ist eine besondere Form der Kommunikation zwischen ärztlichem Personal und seinen Patientinnen und Patienten. Um dem Anspruch aus Normen, Gesprächsmodellen und anderen Herausforderungen gerecht zu werden, ist Grundvoraussetzung, dass ärztliches Personal seine Patientinnen und Patienten kennt. Hierfür konnte bislang keine Publikation gefunden werden. Methoden: Die Themen Information, Aufklärung und Beratung im Gesundheitswesen wurden von verschiedenen Blickwinkeln aus beleuchtet. Dabei wurde eine besondere Gesprächssituation – ein normierter Kommunikationsprozess im Rahmen klinischer Studien – näher untersucht. Anhand eines Fragebogens wurde die Übereinstimmung von einerseits den Angaben der Patientinnen und Patienten zu Gründen für oder gegen die Teilnahme an einer klinischen Studie und andererseits den entsprechenden Aussagen der beratenden Ärztinnen und Ärzte diesbezüglich ermittelt. Ergebnisse: Bei 36 Studienteilnehmenden, 18 Gesprächspaaren, ergab die Auswertung, dass ärztliches Personal seine Patientinnen und Patienten durchschnittlich gut kannte. Je besser Ärztinnen und Ärzte angaben, die jeweiligen Patientinnen und Patienten zu kennen, desto besser waren die Ergebnisse. Sowohl die Teilnahme an Kommunikationsfortbildungen, vor allem aber die zunehmende Anzahl an Berufsjahren zeigte eine positive Tendenz. Ärztinnen zeigten bessere Ergebnisse als Ärzte. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse bestätigen die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen. / Orientation to Subjects in Medicine – Reality or Wishful Thinking? Background: Processes within medicine are characterized by administrative requirements. A personal approach for doctors seems limited in clinical practice. Informed consent is a special form of communication between physicians and their patients. Medical personnel have to conform to standards, models and face challenges. In this context the basic requirement for physicians is to know the patient. Until now, no publication on this subject has been available. Methods: The topics information, education and counselling in healthcare has been reflected on from different perspectives. A special communication situation was further investigated: an informed consent situation in the context of clinical trials. Using a questionnaire, the empirical part evaluates the concordance between the reasons that patients have for or against participating in a clinical trial and the reasons clinicians assume they have. Results: The evaluation of 36 study participants, 18 physician-patient pairs, showed that medical staff knew their patients well on average. The better doctors claimed to know the respective patient, the better the results. Doctors who participated in vocational training showed a tendency to better results. Especially the number of years of employment also positively affected the results in this study. Female doctors showed better results than male doctors. Conclusions: The results confirm the need for further investigation.
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Tagungszeitschrift der 127. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte e.V. (GDNÄ)13 December 2012 (has links) (PDF)
Gesellschaft braucht Wissenschaft - Mobilität, Kommunikation, Interaktion, lautete das Generalthema der 127. GDNÄ-Versammlung vom 14. bis 18. September 2012 in Göttingen.
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Tagungszeitschrift der 127. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte e.V. (GDNÄ)January 2012 (has links)
Gesellschaft braucht Wissenschaft - Mobilität, Kommunikation, Interaktion, lautete das Generalthema der 127. GDNÄ-Versammlung vom 14. bis 18. September 2012 in Göttingen.
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Wie stehen Medizinstudierende, Studienbewerber und Ärzte zur Feminisierung in der Medizin? / How do medical school applicants, medical students and doctors view the feminisation of medicine?Laurence, Dorothea 19 December 2017 (has links)
No description available.
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How stressful was the COVID-19 pandemic for residents specializing in family practice?Oltersdorff-Kalettka, Anna-Maria von, Meinel, Janina, Voigt, Karen, Mundt, Thomas, Bleckwenn, Markus, Bergmann, Antje, Gottschall, Mandy 04 June 2024 (has links)
Background
The coronavirus pandemic poses many challenges for medical personnel. During the first phase of the pandemic, psychological stress became increasingly apparent. This was a complex and difficult situation, especially for physician residents specializing in family practice (GP trainees), who were not yet able to draw on years of practical experience. In this context, the Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Sachsen (Competence Center for Continuing Education in General Medicine Saxony) (KWASa) developed a survey on how to deal with the concerns and challenges perceived at the time. The purpose of the study was to obtain information on psychological well-being in the pandemic context, as well as on expectations, fears, and protective measures in everyday work. The aim was to identify stress factors for general practice (GP) trainees during a pandemic situation to be able to consider the support needs in the design of future residency training programs, especially for GP trainees.
Methods
An online questionnaire was distributed from May 5, 2020 to June 4, 2020 among GP trainees enrolled in KWASa since 2018. The questionnaire consisted of standardized items, which were evaluated descriptively, and open-ended items with free-text answers, which were evaluated according to the principle of qualitative content analysis.
Results
The results show the relevance of the topic as 61% of respondents indicated that they were concerned about the coronavirus. Most GP trainees also gave an affirmative response regarding emotional challenges. In this context, various stressors could be identified within both the professional and personal environments. There were four particularly salient factors: (1) the fear of infecting one’s family as well as patients with the SARS-CoV-2 virus; (2) missing or insufficiently existing protective measures; (3) an increased need for consultation due to unpredictable patient behavior as well as uncertainties in patient treatment; and (4) communication difficulties within the collegial environment.
Conclusions
The study aimed to identify the support needs of GP trainees in crisis situations such as the COVID-19 pandemic. The results of the survey can be used for the development of suitable continuing education programs for physicians in further training.
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