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Arbeitsforschung in Deutschland im 20. Jahrhundert - zwischen Kapital und Arbeit, Volk und KlasseRegenhardt, Hans-Otto 19 March 2020 (has links)
Die Dissertation untersucht in nationaler Perspektive am Beispiel Deutschlands im 20. Jahrhundert Voraussetzungen und Entwicklungen einer Verwissenschaftlichung der industriellen Arbeit. Gefragt wird nach Zusammenhängen zwischen politischen Systembrüchen und Arbeitsforschung von der Weimarer Republik, über das NS-Regime, zur Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland bis 1990. Es werden personelle und institutionelle Brüche und Kontinuitäten untersucht und in einem Exkurs mit der Arbeitsforschung in der Schweiz verglichen. Erörtert wird die Frage, in welchem Maße sich die Arbeitsforschung in Deutschland in einer permanenten „Dilemma-Situation“ befand - zwischen Kapital und Arbeit, Volk und Klasse, Wissenschaft und Politik, Führung und Freiheit, Leistung und Ausbeutung, männlicher Dominanz und weiblicher Chancensuche. Inwieweit kann von ideologischer und politischer Instrumentalisierung der Arbeitsforschung oder auch von gewollter Bereitstellung ihrer Ressourcen für die jeweils politisch Herrschenden gesprochen werden? / Using the example of Germany in the 20th century, the doctoral thesis examines the conditions and developments in the scientification of industrial labour from a national perspective. Questions are asked about the connections between political system discontinuities and labour research from the Weimar Republic, through the Nazi regime, to the German Democratic Republic and the Federal Republic of Germany until 1990. Personal and institutional breaks and continuities are examined and compared in an excursus with labour research in Switzerland. The question discussed is to which extent labour research in Germany was in a permanent "dilemma situation" - between capital and labour, people and class, science and politics, leadership and freedom, performance and exploitation, male dominance and female search for opportunities. To what extent can one speak of ideological and political instrumentalization of labour research or also of the deliberate provision of its resources for the respective political rulers?
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Alltag im Poststalinismus / Bäuerliche Lebens- und Wirtschaftsweisen in Tadschikistan seit 1960Giehler, Beate 27 November 2017 (has links)
Die vorliegende Arbeit wollte eine Antwort auf die Frage geben, was das wirtschaftliche und soziale Handeln tadschikischer Kolchosbauern seit den 1960er Jahren leitete. Das Kernargument der Arbeit ist, dass die Bauern auch nach der Industrialisierung der Agrarproduktion an einem vorindustriellen Wirtschaftshandeln festhielten. Zum vorindustriellen Wirtschaftsverhalten gehörten zum einen familiengetragene Bauernwirtschaften, zum anderen bewährte Formen von Reziprozität wie Patron-Klientel-Strukturen, redistributive Ausgaben für die Dorfgemeinschaft und die kollektive Nutzung von Ressourcen. Das Konzept, dass die Existenz im Sinne der vormodernen moral economy über soziale Bindungen gesichert wird, hatte während der Sowjetperiode Bestand.
Die Fortdauer einer vormodernen Wirtschaftsgesinnung zeigt sich auch darin, dass die Bauern in den peripheren Gebieten (Kaukasus, Mittelasien) stärker als die Bauern in den zentralen Regionen der Sowjetunion die persönliche Nebenerwerbswirtschaft für die Steigerung ihres Einkommens nutzten. Die Steigerung der privaten Hoflandproduktion seit den 1960er Jahren ging mit einer sozialen und kulturellen Re-Traditionalisierung einher. Dank der konzilianten Haltung, die die Brežnev-Führung gegenüber den Muslimen einnahm, und den gestiegenen Einnahmen aus dem informellen Sektor lebten lokales Brauchtum und lokale Festkultur wieder auf.
Die Befunde zur sozialen und wirtschaftlichen Situation in der Maxim-Gorki-Kolchose stellen die von James Scott vorgebrachte These in Frage, wonach die sowjetische Agrarmodernisierung als Misserfolg einzuschätzen sei. Die sowjetische Transformation brachte an der tadschikischen Peripherie eine komplexe Variante der Moderne hervor, in der sowjetische und traditionelle Identitäten gleichzeitig nebeneinander gut funktionierten. Diese subjektiven und lokalen Perspektiven müssen ebenso bei der Frage berücksichtigt werden, ob man das Verhältnis zwischen Zentrum und Peripherie als kolonial bezeichnen kann. / The present doctoral dissertation aimed to explore economic and social motives behind peasant activities in Tajik kolkhozes since the 1960s. The core-argument of the dissertation is that the Soviet agrarian modernization production could not overcome the peasants’ preindustrial mentality. Like pre-modern societies the rural Tajik communities were shaped by the family household economy and by different patterns of reciprocity such as the exchange of food, protective patron-clientele-relationships, the collective use of village resources and prestigious, redistributive expenditures of village elites. The concept that social ties secure one’ s existence as defined by the moral economy endured during the Soviet Period.
The persistence of a preindustrial mentality also become apparent that the peasants of the Soviet periphery more intensely than the peasants of the central regions used the “personal garden plot economy”. The rise of the family production in the Brezhnev-Era went along with a social, cultural and political re-traditionalisation. Due to a more conciliatory attitude towards the Muslims and against the backdrop of the declining ideological appeal of Communism in the Brezhnev era, the kolkhoz farmers began to spend the increased revenues from the private fruit and vegetable trade for costly celebrations of life-cycle and religious holidays. In Tajikistan, the establishment of the new district (oblast') Kurganteppa in 1976, offered the opportunity to purchase posts in politics and administration.
The findings concerning the social and economic situation in the Maxim-Gorki-Kolkhoz challenge James Scott’s thesis, that the Soviet agrarian modernization has to be regarded as a failure. The Soviet transformation generated a complex form of modernity, which smoothly combined traditional and Soviet identities. These local perspectives also have to be taken into account in the debate, if the relationship between Moscow and its Central Asian periphery was colonial or not.
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Das Automobil als nationales Identifikationssymbol / zur politischen Bedeutungsprägung des Kraftfahrzeugs in Modernitätskonzeptionen des "Dritten Reichs" und der BundesrepublikRinn, Gregor M. 15 September 2008 (has links)
Thema der Dissertation ist das Automobil als nationales Identifikationssymbol der Deutschen zwischen 1933 und 1974. Dabei wird die öffentliche Wahrnehmung des Automobils mit der Frage nach nationalen Identitätskonstruktionen verknüpft. Forschungsgegenstand ist die diskursive Repräsentation des Autos in der politischen Öffentlichkeit, insbesondere die Bedeutungs- bzw. Symbolzusammenhänge, die zwischen dem Auto und der Nation hergestellt wurden. Die politische Symbolik des Automobils offenbart zwei übergreifende Kontinuitätslinien im nationalen Selbstverständnis über die Epochenzäsur von 1945 hinweg. Erstens eine Modernitätskonzeption, die bereits vor 1945 die Verheißung einer breiten Wohlstandspartizipation barg und in der die Umrisse einer Konsumgesellschaft unter völkischen Vorzeichen erkennbar wurden, sowie zweitens den Topos eines an nationalen Traditionen orientierten deutschen Sonderwegs in die Moderne. Zentrales Bestimmungsstück dieses unterstellten Sonderwegs ist eine bereits von der NS-Propaganda als spezifisch deutsch dargestellte Tugend der Zweckmäßigkeit, die auch in den Nachkriegsjahrzehnten noch durch das Automobil verkörpert wurde. / This dissertation looks at automobile in Germany between 1933 and 1974 as a symbol of national identification. It deals with the perception of cars in the public opinion and how this perception was influenced by the construction of a national identity. The political symbolism of the automobile reveals two aspects in the national identity of Germany that were greatly influcenced by NS-Ideology and which persisted well into the 50’s. First the concept of modernization based on mass consumption and economic participation of broad parts of the population, revealing the contours of a consumer society along racial terms. And secondly the idea of a particular German way into the modern era, which was being contrasted with the “American Way of Life”. In this context the German automobile became the symbol of a specific usefulness which was regarded to be a German virtue.
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"To the Masses." Communism and Religion in North India, 1920-47.Hesse, Patrick 25 July 2018 (has links)
Als eine der ersten ihrer Art außerhalb Europas war die Kommunistische Partei Indiens (CPI) bei der Ausbreitung des Marxismus jenseits des europäischen Rahmens vorne mit dabei. Zu ihren prägenden Einflüssen zählten die sowjetische Praxis der Revolutionsjahre und zeitgenössische radikale Spielarten des Nationalismus in Britisch-Indien. Von Beginn an musste sie sich unter Bedingungen behaupten, denen in der Theorie wenig Beachtung zugekommen war – zuvorderst der ungebrochenen Bedeutung von Religion und Gemeinschaft für das politische und soziale Leben des Subkontinents. Die Arbeit untersucht zunächst anhand der Werke von Marx, Engels und Lenin sowie der Komintern den theoretischen und organisatorischen ‚Überbau‘ der CPI auf den Stellenwert von Religion in einem parteikommunistischen Emanzipationsgefüge. In der Folge widmet sie sich den oft biografisch eingefärbten Ansätzen und Strategien der Partei und ihrer Mitglieder, unter dem Primat der ‚Politik für die Masse‘ mit den Verhältnissen auf dem Subkontinent umzugehen. Sie beleuchtet kommunistische Perspektiven auf Revolution anhand konkreter Fälle wie dem passiven Widerstand Gandhis, dem Moplah-Aufstand, der Arbeiterschaft, religiösem Kommunalismus und dem erstarkenden Gemeinschaftsgefühl religiöser Gruppen. Es zeigt sich, dass die Partei beständig zwischen qualifizierter Ablehnung und bedingter Unterstützung religiöser Kultur schwankte, die schematisch zwei divergierende und seit der russischen Revolution erkennbare revolutionäre Paradigmen bilden: ein westliches und ein östliches. Der in Letzterem kondensierte Strang politischer Tradition ermöglichte es schließlich, dass der Partei die Unterstützung für die Pakistanforderung der Muslim League in den 1940er Jahren plausibel erschien. / Among the eldest of its kind in Asia, the Communist Party of India (CPI) pioneered the spread of Marxist politics beyond the European arena. Influenced by both Soviet revolutionary practice and radical nationalism in British India, it operated under conditions not provided for in Marxist theory—foremost the prominence of religion and community in social and political life. The thesis analyzes, first, the theoretical and organizational ‘overhead’ of the CPI in terms of the position of religion in a party communist hierarchy of emancipation. It will therefore question the works of Marx, Engels, and Lenin on the one hand, and Comintern doctrines on the other. Secondly, it scrutinizes the approaches and strategies of the CPI and individual members, often biographically biased, to come to grips with the subcontinental environment under the primacy of mass politics. Thirdly, I discuss communist vistas on revolution on concrete instances including (but not limited to) the Gandhian non-cooperation movement, the Moplah rebellion, the subcontinental proletariat, the problem of communalism, and assertion of minority identities. I argue that the CPI established a pattern of vacillation between qualified rejection and conditional appropriation of religion that loosely constituted two diverging revolutionary paradigms characterizing communist practice from the Soviet outset: Western and Eastern. The specific tradition condensed in the latter eventually would render it plausible to the party to support the Muslim League’s Pakistan demand in the 1940s.
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Mapping the Altai in the Russian Geographical Imagination, 1650s-1900sKudachinova, Chechesh 22 November 2019 (has links)
Diese Dissertation befasst sich mit räumlichen Wahrnehmungen und Diskursen, mit denen man den Raum und seine Bestandteile behandelte. Die Eroberung Sibiriens im 17. Jahrhundert bewirkte einen tiefgreifenden Wandel in den russischen Vorstellungen über die weit entfernte Peripherie sowie deren Ressourcen. Die neuen Denkweisen kristallisierten sich in einer diskursiven Formation heraus, die Macht über Raum und Rohstoffe Sibiriens symbolisierte und organisierte. Dieser „Berg-Diskurs“ trug moderne Züge, denn er bedurfte sich neuer Formen der Kontrolle über die Raumsproduktion. Diese Einstellung wurde allmählich zu einer erstaunlich überlebensfähigen räumlichen Ideologie und zum festen Bestandteil des russischen Bodenschätzediskurses der Zukunft. Die Rolle der Wissensproduzenten wechselte zwischen den zentralen und regionalen Institutionen und Netzwerken. Der „Altai“, der den kaiserlichen Bergbau-Bezirk und die Gebirgslandschaft umfasste, wurde auf Grund seines Rohstoffreichtums von Repräsentanten des russischen Staates als Region erfunden. Die Dissertation stellt die imaginären und realen Geographien des Altai in drei unterschiedlichen Dimensionen dar. Dabei geht es um den Wandel der Repräsentationen von geographischen Räumen und der Berglandschaften in Russland insgesamt (Makroebene), die Mehrschichtigkeit des russischen Diskurses über Bergregionen und Gebirgslandschaften (Mesoebene) und den Altai als facettenreiches Konzept einer komplexen imperialen geographischen Imagination (Mikroebene). Die Beschreibung des Altai faßte in sich zahlreiche inkohärente Bilder verschiedener sozialer Gruppen. Der Ort wurde durch mentale Geographien erfolgreich instrumentalisiert, z.B. „die Goldenen Gebirge“ und „die sibirische Schweiz“. Diese Bilder machten die Region sichtbar, sowohl für nationalistisch gesinnte Gruppen als auch die breiteren Bervölkerungsschichten. / This dissertation focuses on the production of imperial space with a particular emphasis on the role of power discourses concerning mineral resources. By relying on published materials, it aims to establish a new conceptual framework for the examining of cultural patterns and practices of imagining of space and mineral wealth. For that purpose, it introduces a concept of the ”Berg-Discourse” that expands our understanding of the Russian engagement with geographical space. It begins by exploring Russian exposure to the mountains and mineral resources of Siberia in terms of the spatial knowledge production. It then examines how Russian imperial strategies and aspirations were embedded in the making of the Altai, a vast mining territory in West Siberia that once formed a private domain of the Russian rulers. The dissertation argues that the making of the Altai was in many ways part of the same imperial impulse towards mineral exploitation. It explores the ways in which the Altai was imagined through its enormous mineral endowment; how the imagined place became real; and how this real place became imagined from various vantage points. As the study shows, the region acquired multiple mental representations, enjoying a near mythological presence across imperial culture. Finally, the dissertation concludes by showing how this landscape was incorporated into imperial and national myths in the course of production and consumption of spatial knowledge about the remote location.
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Zwischen Spremberger-, Burg- und Schlosskirchstraße – Archäologie eines Wohnquartiers im Südosten der Cottbuser AltstadtHeber, Sebastian 09 September 2019 (has links)
Die Arbeit versucht hauptsächlich basierend auf Grundlage der (Keramik-) Funde eine chronologische Abfolge der mittelalterlichen Besiedlung des Cottbuser Altstadtviertels im Bereich Spremberger-, Schlosskirch- und Burgstraße zu erstellen. Dabei lässt sich eine Besiedlung dieses Viertels in Stadtrandlage und eine Einbeziehung in die Stadtplanung seit dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts belegen. Aufgrund des Stadtbaues am Beginn des 13. Jahrhunderts kommt, neueren Forschungen zur Landesgeschichte folgend, noch Konrad von Landsberg als Gründungsinitiator der größten Stadt der Niederlausitz in Frage. Die meist ebenerdigen Besiedlungsstrukturen des 13. Jahrhunderts haben sich nur partiell erhalten und lassen daher die Unterscheidung bestimmter Nutzungsareale bzw. Parzelleneinteilungen und Strukturen nur eingeschränkt zu. Erst ab dem 14. Jahrhundert liegen sichere Hinweise auf eine ältere Parzellenstruktur und Nutzung der Areale vor. Es zeichnet sich eine Vorderhausbebauung mit Seitenflügeln ab, von denen nur noch die Kellerbauten zeugen. Im Hofbereich fanden sich Brunnenanlagen zur Wasserversorgung der Grundstücke. Der Entsorgung dienten zahlreiche Latrinenbauten am hinteren Grundstücksrand. Das umfangreiche Fundmaterial aus diesen Befunden gibt einen umfangreichen Einblick in einen spätmittelalterlichen Haushalt am Ende des 15. Jahrhunderts.
Die neuzeitlichen Funde und Befunde wurden nicht nur aufgrund der zunehmenden schriftlichen Überlieferung dieses Viertels nur noch punktuell erfasst. Bereits die archäologischen Untersuchungen konzentrierten sich hauptsächlich auf die mittelalterlichen Strukturen. Eine Versteinerung dieses Stadtviertels setzte erst im 16. Jahrhundert ein. Die nicht erfolgte Wiederbebauung nach dem Dreißigjährigen Krieg, die teilweise bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts anhielt, ermöglichte die gute Erhaltung der älteren mittelalterlichen Baustrukturen im Boden. / Mainly based on pottery and other finds, this doctoral thesis tries to establish a chronology of the medieval settlement of the Cottbus old town quarter in the area between Spremberger Strasse, Schlosskirchstrasse and Burgstrasse This approach proves a settlement of the quarter at the town periphery and its inclusion into urban planing since the first third of the 13th century. Following recent research in regional history, the city construction at the beginning of the 13th century might indicate to Konrad von Landsberg as a founding initiator of the largest town in Lower Lusatia. The mostly ground level building structures of the 13th century have been preserved only partially. Therefore, a distinction of certain activity zones as well as of plots and structures is possible only to a limited extend. Reliable indications of an older plot structure and the usage of areas do not exist until the 14th century. Buildings are characterized by a front house with side wings of which only the cellars have been preserved. Wells for the water supply of the plots were found in the yard area. Numerous latrine buildings on the rear edge of the plot served for disposal. Of outstanding importance are the findings of the buildings that were destroyed by one or more city fires (probably that of 1478). The extensive archaeological material of these findings provides a comprehensive insight into a late medieval household at the end of the 15th century.
Modern finds and findings were recorded only occasionally, not only because of the increasing written tradition. Already the archaeological investigations focused mainly on the medieval structures. Stone buildings did not exist in this area until the 16th century. As the place was not rebuild after the Thirty Years' War, what partially continued until the beginning of the 18th century, the older medieval structures have been well preserved in the soil.
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Staatswissenschaften Unter den Linden / Das Staatswissenschaftliche Fachgebiet an der Berliner Universität 1810-1918(1945)Czech, Uwe 16 July 2020 (has links)
Die Arbeit verfolgt die Entwicklung der wirtschaftlichen Staatswissenschaften an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität von ihrer Gründung bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts. Der breite „kameralistische“ Fächerkanon, zu welchem mit unterschiedlichem Gewicht über den Zeitverlauf historische, geographische, juristische, politische, naturwissenschaftlich-technologische und zunehmend wirtschaftliche „Disziplinen“ gehörten, wird unter dem Begriff des Staatswissenschaftlichen Fachgebietes zusammengefasst.
In vorwiegend institutionsgeschichtlicher Perspektive werden auf Grundlage der Auswertung von zeitgenössischen Universitätsdaten (z. B. Matrikeln, Vorlesungsverzeichnissen, Promotionsakten) die Veränderung in der Studentenschaft und dem Lehrkörper, den Inhalten und Formen der Lehre dargestellt. Der Horizont wird dabei in Richtung der Preußischen wie anderen deutschen Universitäten, benachbarter Disziplinen und außeruniversitäre Institutionen überschritten.
Gestartet mit staatlicher Unterstützung brauchte es ein halbes Jahrhundert bis das Fachgebiet Teil der Berliner Forschungsuniversität wurde. Beginnend mit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts setzte unter Gustav Schmoller und Adolf Wagner bei zunehmend disziplinärer Engführung auf die nationalökonomischen Disziplinen eine rasante Entwicklung ein, in der das Fachgebiet ein eigenes Profil ausbildete. Um 1900 gewann das Fachgebiet innerhalb der Berliner Philosophischen Fakultät großes Gewicht und trat allmählich an die Spitze eines sich entwickelnden reichsweiten Fachstroms. Gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 20. wird in Berlin ein Gestaltwandel des Fachgebiets greifbar, welcher in den Übergang zu den modernen Wirtschaftswissenschaften mündete.
Die Arbeit betont in der Analyse der Entwicklung ein breites Bedingungsgefüge, in dem neben wissenschaftsimmanenten Einflussfaktoren ebenso Momente der politisch-staatlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dimension dieses Gefüges zum Tragen kommen. / This paper follows the development of political economy at Berlin's Friedrich Wilhelm University from its establishment to the first third of the 20th century. The broad canon of "cameralism", which to varying extents across the span of time included historical, geographical, juridical, political, scientific, technological and, increasingly, economic "disciplines", is encapsulated under the term "political science".
The changes in the student body and faculty, as well as the contents and forms of instruction, are presented based on an evaluation of contemporaneous university data (e.g. registers of matriculation, lecture schedules, doctoral certificates) from a perspective primarily focused on institutional history. Looking beyond this remit, Prussian and other German universities, neighbouring disciplines and non-university institutions are also touched upon.
After being started with state support, it took half a century for the field to become a part of the Berlin research university. Beginning in the second third of the 19th century, the department underwent rapid development under Gustav Schmoller and Adolf Wagner, corresponding to increasing narrowing of focus to the economic disciplines, in which context the department developed a distinct profile. Circa 1900, the field gained great importance within Berlin's Faculty of Philosophy and gradually took the lead in a developing academic stream within the Empire. Towards the end of the first decade of the 20th century, a change to the form of the field became palpable in Berlin, which culminated in the transition to the modern economic disciplines.
In its analysis, the paper emphasises a far-ranging web of interconnections in which, alongside direct academic influences, aspects from the political, governmental, economic and social dimensions of this structure come to bear on the development of the field.
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Les gauches radicales est- et ouest-allemandes à l'épreuve de la nation réunifiée / (1985 - 1999)Joly, Anne 08 October 2015 (has links)
1990 wurden linksradikale Akteure aus West- und Ostdeutschland Teil des gleichen Staates und somit gleichsam Teil eines selben Ganzen: der deutschen radikalen Linken. Die große Vielfalt der ideologischen Strömungen in einer höchst heterogenen Szene wie der radikalen Linken machte die Entstehung einer gemeinsamen kollektiven Identität ohnehin schwierig. Die vorliegende Arbeit versucht herauszufinden, wie Akteure aus Ost und West, die sich selbst als „linksradikal“ bezeichneten, im Laufe der 1990er Jahre versucht haben, sich in der neuen, de facto gemeinsamen politischen Szene selbst und gegenseitig zu verorten. Wie wurden die neuen Verhältnisse nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus und somit dem Wegfall vieler Bezugsrahmen und Paradigmen des Kalten Krieges neu definiert? Wie sah die deutsche radikale Linke ihre Rolle in diesem neuen Kontext? Gab es spezifische ost- bzw. westdeutsche Antworten auf die neue Situation? Nicht zuletzt wird gefragt, ob ost- und westdeutsche Akteure gemeinsame Kampfinhalte entwickeln konnten. Die Nationsfrage wird in der vorliegenden Studie unter zwei Aspekten verhandelt: Erstens als Erfahrungsgeschichte einer sich neu zu bildenden „deutsch-deutschen Linken“ in Ost und West nach 1990. Zweitens ist es eine Geschichte der expliziten Auseinandersetzung mit den neuen Themen „deutsche Nation“ und „deutsche Geschichte“, wie sie vor allem von Seiten der antideutschen bzw. antinationalen Linken diskutiert wurden. Diese Auseinandersetzung hatte sowohl Auswirkungen auf das linksradikale Selbstverständnis der berücksichtigten Szene als auch auf den Verlauf der Neuvereinigung der ost- und westdeutschen Komponenten dieser Szene. / In 1990, East and West German actors who viewed themselves as members of the “radical left” suddenly became part of the same collective: the German radical left. Yet the contexts in which these actors had been politicized and socialized had been quite distinct prior to the fall of the Wall. The purpose of this study is to examine the modalities by which these actors – East and West – were unified in the course of the 1990’s. On what bases did they – in an environment which remained highly heterogeneous – define the shared reality which is a precondition of any rapprochement? What was the influence of the legacy of the East German leftist opposition’s political experience in the GDR? The position known as antideutsch or antinational particularly attracted our attention. It developed among the West German left in the wake of reunification. It also contributed considerably to redefining the structure of the scene in the East and the West in the second half of the 1990’s. The dissertation throws light on German political culture following reunification, on the one hand, and on the disorientation of the German left after the collapse of Real socialism, on the other. Furthermore, it introduces the East German dimension, which is often neglected by research, in the history of the Western European left.
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The Political Economy of Social Identity in 19th Century GermanyKersting, Felix 05 January 2021 (has links)
Diese Dissertation besteht aus vier Kapiteln, die sich mit verschiedenen Aspekten sozialer Identität im Deutschland des 19. Jahrhunderts befassen.
Das erste Kapitel analysiert den Effekt früher Nationsbildung. Daten über die Vornamenswahl der Eltern in acht deutschen Städten und die Klassifizierung der Vornamen erlauben es, Veränderungen der nationalen Identität zu fassen. Anhand der Variation in Familien über die Zeit und des Vergleichs von Städten, die 1815 Teil Preußens werden, mit anderen Städten, die außerhalb Preußens blieben, wird der insgesamt positive Effekt ermittelt.
Das zweite Kapitel untersucht die Wirkung von Bismarcks Zuckerbrot-und-Peitsche-Politik auf den Wahlerfolg der Sozialdemokratie. Für die empirische Analyse nutze ich Varianz in bereits bestehenden Krankenversicherungen sowie Informationen zu verbotenen Vereinen in einem Differenz-in-Differenzen Ansatz. Die Ergebnisse zeigen, dass es Bismarck’s Politiken zu steigendem Erfolg für die Sozialdemokratie geführt haben.
Das dritte Kapitel untersucht die „Getreideinvasion“ der ersten Globalisierung. Die empirischen Ergebnisse zeigen, dass Handelsschocks in der Landwirtschaft die Wirtschaft der ländlichen Kreise in Preußen belasten. Entscheidend ist indes, dass dieser Handelsschock aufgrund starker Arbeitsmigration nicht zu einem entsprechenden Rückgang des Pro-Kopf-Einkommens oder einer Zunahme der politischen Polarisierung führte.
Im vierten Kapitel wird Max Webers Hypothese einer protestantischen Ethik überprüft. Die empirische Analyse zeigt, dass Protestantismus nach 1870 weder für das Einkommensniveau noch für die Ersparnisse oder die Alphabetisierungsraten in den preußischen Kreisen eine Rolle spielte. Stattdessen ist, so das Argument, Nationalismus sowohl für die Interpretation von Webers protestantischer Ethik als auch für deren empirische Überprüfung von entscheidender Bedeutung. / This dissertation is composed of four chapters which deal with various aspects of social identity in 19th century Germany.
The first chapter analyzes the effect of nation-building in cities that became part of Prussia in 1815. Data on first name choices by parents in eight German cities allow to elicit changes in national identity. Using within-family variation and comparing cities that become part of Prussia with other cities that stayed outside Prussia identifies the overall positive treatment effect.
The second chapter investigates the effect of Bismarck’s carrot and stick policies on the electoral success of the socialist party. For identification, I exploit spatial and industry specific variation in treatment intensity due to ex-ante existing local health insurance. The results show that Bismarck failed in reducing the support for the socialist party.
The third chapter studies the “grain invasion” – the “China shock” of the first globalization. The empirical results show that trade shocks in agriculture depress the economy of rural counties in Prussia. Crucially, there is no indication of a corresponding decline in income per capita or a rise in political polarization which is attributed to high levels of labor migration.
The fourth chapter revisits Max Weber's hypothesis on the role of Protestantism for economic development in its contemporary context. The empirical analysis provides evidence that Protestantism neither mattered for income levels, nor savings, nor literacy rates across Prussian counties after 1870. Instead, the chapter argues that nationalism is crucial for both the interpretation of Weber’s Protestant Ethic and empirical tests thereof.
While covering different contexts in 19th century Germany, these chapters are united in dealing with various aspects of social identity – either exploring potential political and economic causes of changes in social identities (chapter 1, 2, and 3) or possible consequences of social identity (chapter 4).
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Materialistischer Historismus? / Geschichtswissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität nach 1945Thomas, Alexander 09 August 2019 (has links)
Die Ausgangsüberlegung der Dissertationsschrift: Wenn sich die HU-Geschichtswissenschaft nach 1945 als "materialistischer Historismus" beschreiben ließe, dann widerspräche dies den beiden gängigen Erklärungsmustern. Denn eine historistische Wissenschaft wäre, erstens, weder eine reine "Legitimationswissenschaft" (Kowalczuk), da die historistische Methodizität insbesondere der Quellenarbeit sowie das typische Selbstverständnis als 'Forschung' (Offenheit, Arbeitsteilung, kumulativer Prozess) der politischen Instrumentalisierung der Historiographie entgegen stünden.
Zweitens widerspräche der Idealtypus eines 'materialistischen Historismus' dem Konzept der DDR-Geschichtswissenschaft als grundsätzlich anderem, nämlich sozialistischen Typ Geschichtswissenschaft: der von Martin Sabrow sog. "historischen Normalwissenschaft" mit eigener Fachlichkeit. Denn die Elemente des "Historismus", die die DDR-Geschichtswissenschaft bewahrte, würden große Ähnlichkeiten mit der traditionellen sowie der westdeutschen Geschichtswissenschaft erzeugen.
Die Ergebnisse zeigen die „konstitutive Widersprüchlichkeit“ der DDR-Gesellschaft. Einige Vertreter der HU-Geschichtswissenschaft bewahrten bewusst Elemente des Historismus, was insbesondere anhand der mediävistischen Forschungen Eckhardt Müller-Mertens offenkundig wird. Dagegen suchte z. B. Joachim Streisand die DDR historisch zu legitimieren und arbeitete darüber hinaus intensiv dem Ministerium für Staatssicherheit zu. Jedenfalls scheinen die Resulate der Arbeit der These einer in sich geschlossenen, sozialistischen Normalwissenschaft zu widersprechen. / The thesis invesitgates the question, if the historians of the socialist GDR may be seen as successors of the traditional german „Historismus“ of the pre-war era. I focused on the „Fachrichtung Geschichte“ of the Humboldt-Universität zu Berlin and portraied the work of historians such as Alfred Meusel, Joachim Streisand, Eckhard Müller-Mertens and Kurt Pätzold.
The extend to that Joachim Streisand used german national history to legitimise SED-dictatorship of his present was surprising. He used history as a means for political ideology and – as suprising files in BsTU-archives show – used his position at the university to spy for the ‚Stasi‘ (Minsterium für Staatssicherheit).
In contrast to this story a number of historians emphasised research founded on sources and tried to keep some independece from SED-politics. A longer portrait of the thesis deals with medievalist Eckhard Müller-Mertens, who explored new methods in the analysis of the medieval ideas of the „Reich“. Müller-Mertens used the label „materialistischer Historismus“ to characterise the scientific tradition, in that he wanted to be seen.
After all, the history of this part of the GDR proves the „Widersprüchlichkeit“ (being contradictory), that constituted this dictatorship.
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